Der Chef als
Softie?
Wird ein Chef durch
soft skills zum Softie? Müsste er nicht
viel mehr Wert auf glasklare Sachkompetenz und autoritäres Auftreten legen?
Also eher den Machotyp darstellen? Nun, das kommt natürlich ganz darauf an, was
er mit seinem Image erreichen will. Möchte er nur eine Respektsperson sein, vor
der die Untergebenen kuschen, dann soll er ruhig den Macho raushängen. Dann
kommt er ganz leicht zum Ziel.
Sind seine Ansprüche aber höher angelegt, dann
braucht es schon etwas mehr Feingefühl, um bei den Mitarbeitern zu erreichen,
was dem Unternehmen förderlich ist. Beispiel Jürgen Klopp. Der steht ja nun
gewiss nicht im Verdacht, ein Softie zu sein, noch wäre er jemals durch ein
Übermaß an Feingefühl aufgefallen. Und doch überzeugt er uns gerade jetzt in
Krisenzeiten mit seinen ausgeprägten soft skills. ‚Ich bin ganz oder gar nicht.
Ich bin in diesem Moment Borussia Dortmund.‘ sagt er im aktuellen Interview.
Und drückt damit vieles aus, was man mit Autorität niemals an den Mann,
beziehungsweise den Spieler, bringen könnte. In diesem Satz ist nämlich die
geballte Kraft an soft skills enthalten. Teamgeist beispielsweise,
Authentizität, Kontinuität und Loyalität. Mit zwei Sätzen macht Klopp seinen
Kritikern und seinen Spielern unmissverständlich klar, dass er am Ball bleiben
wird.
Kommunikationsfähigkeit scheint eine weitere soft skill zu sein, die er
beherrscht. Im Interview führt er seine Aussage noch mit einem anschaulichen
Beispiel aus: ‚Das ist wie in einer Ehe – in guten wie in schlechten Zeiten.‘
Diese Botschaft verstehen alle, vom miesepetrigsten Kritiker über den
enttäuschtesten Fan bis hin zum demotiviertesten Spieler. Wenn alle Chefs in
deutschen Unternehmen mit so einer Einstellung an ihre eigene Sache gingen wie
Klopp, und diese auch noch so authentisch zu kommunizieren verstünden, dann
liefe so manches besser. Die Mitarbeiter gingen motivierter ans Werk und
Excellence wäre in der deutschen Service-Landschaft kein Fremdwort mehr.
Wie verschafft sich Kloppo Respekt?
Niemand würde wohl
daran zweifeln, dass Jürgen Klopp eine Respektsperson darstellt. Man kann das
natürlich von seinen bekannten Wutausbrüchen ableiten, aber das wäre wohl zu
kurz gegriffen. Denn hätte er nix anderes als Wutausbrüche zu bieten, wer würde
ihn dann noch respektieren? Es ist viel mehr die absolute Authentizität, die
diesen Trainer ausmacht. Selbst seine Kritiker nehmen ihm unumwunden ab, dass
er voll hinter seiner Sache steht.
Ohne diese echte Loyalität könnte er seine
Spieler nicht motivieren, nicht einmal in guten Zeiten. Dadurch kann er seine
Mannen selbst jetzt in der Krise hinter sich und dem Verein versammeln, wenn er
sagt: ‚Wir müssen weitermachen, hartnäckig sein.‘ Man kann davon ausgehen, dass
die Mannschaft gerade jetzt zu ihm und zusammen halten wird. Der Erfolg dieser
gelebten Trainerstrategie wird bestimmt nicht ausbleiben.
Wie eignet man sich soft skills an?
An und für sich verfügt jeder Mensch von Geburt an über soft
skills. Denn wir sind alle soziale Wesen und haben das Bedürfnis, miteinander
zu kommunizieren, positiv miteinander zu interagieren. Warum also funktioniert
die zwischenmenschliche Kommunikation so oft nicht optimal? Nun, weil eben
nichts so richtig optimal funktionieren kann, dem man nicht genügend Bedeutung
beimisst. Wie halten Sie als Führungsperson es mit der Kommunikation? Oder
kommt Ihnen diese Gretchenfrage gerade ungelegen? Besonders dann sollten Sie
die Antwort nicht auf später verschieben. Gehen Sie lieber gleich einmal in
sich. Verschicken Sie nicht allzu oft eine schnelle eMail mit ein paar knappen
Anweisungen, anstatt den Mitarbeiter persönlich aufzusuchen, um ihn zu
instruieren? Ja?!
Dann versuchen Sie doch jetzt mal für einen kleinen Moment
die Perspektive zu wechseln. Wie würden Sie sich mit so einer eMail fühlen?
Wertgeschätzt? Sehen Sie! So einfach wäre es, einen Mitarbeiter mit der
entscheidenden Prise Motivation in seine Aufgabe hineinzuschicken. Die Prise
Motivation, welche das Ergebnis entscheidend beeinflussen könnte. Und zwar
ausschließlich in positiver Hinsicht. Es kann eigentlich gar nichts Schlechtes
bei dieser Vorgehensweise herauskommen, vorausgesetzt sie verhalten sich
freundlich und höflich.
Der Gang über den Flur zum persönlichen Gespräch ist
für Sie also von vorne herein eine Win-Win-Situation. Sie bekommen dadurch
zumindest etwas Bewegung, aller Wahrscheinlichkeit nach werden Sie sich aber
nach dem Austausch Auge in Auge auch viel besser fühlen als nach dem Abtippen
einiger Floskeln. Ihr Mitarbeiter wird sich nicht nur besser und
wertgeschätzter fühlen, er wird seine Aufgabe auch besser verstanden haben.
Nachdem Sie ihm die Möglichkeit der direkten Nachfrage eingeräumt haben, können
Sie auch selbst sicher gehen, dass er alles genauso umsetzen wird, wie Sie es
ihm erklärt haben. Trotzdem schreiben Sie lieber eine schnelle eMail und lassen
sich die Chance auf eine persönliche Begegnung mit Mehrwert fürs Unternehmen
entgehen?
Wie Sie sehen, müssen Sie gar nicht sofort ein Seminar belegen, um sich
soft skills anzueignen, besinnen Sie sich doch einfach zunächst einmal auf ein
menschliches Miteinander.
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